SHIRIN NESHAT
SHIRIN NESHAT
26 min. RB/ Arte 2010
Mit ihren irritierenden Fotos von verschleierten Frauen, deren Hände, Gesichter oder Füße sie mit Gedichten in Farsi beschriftete, wurde die Exiliranerin Shirin Neshat Mitte der 1990er Jahre weltweit bekannt. Die selbstbewusste Darstellung von, für westliche Augen, unterdrückten Frauen, als starke und kämpferische Menschen in so einer direkten Art, waren ihre erste künstlerische Auseinandersetzung mit dem, was in ihrem Land passierte und passiert.
"Als Tochter eines Arztes wurde sie 1957 Qazvin geboren. Die Eltern waren westlich orientiert und schickten ihre Kinder in ein katholisches Internat nach Teheran. Als 22-jährige Kunststudentin ging Shirin Neshat 1979 in die USA, anschließend konnte sie bis 1990 nicht in den Iran reisen. Als sie nach 11 Jahren erstmalig dorthin zurückkehrte, kannte sie das Land ihrer Kindheit nicht mehr wieder: Sowohl ihre Mutter als auch ihre Schwestern waren verschleiert.
Das Land zutiefst konservativ und fundamentalistisch. Die islamische Revolution hatte nicht nur die Kleiderordnung für Frauen eingeführt, sondern auch die Pressefreiheit abgeschafft. Dies hautnah zu sehen und zu erleben, war der Auslöser für ihre Auseinandersetzung mit den Rollen, die die Religion als Staatsmacht und Ideologie vor allem Frauen auferlegt hatte.
Bis 1996 reiste sie regelmäßig in den Iran und produzierte zahlreiche Fotoserien von kämpferischen muslimischen Frauen, die mit dem westlichen Bild der stummen und geknechteten Muslima nicht übereinstimmten. Auf der letzten Rückreise wurde sie am Flughafen Teheran festgenommen und konnte seither nie wieder einreisen. Was genau dort passierte, verschweigt sie bis heute.
Zwischen 1997 und 2001 produzierte sie zahlreiche Videos und Videoinstallationen, für die sie u.a. auf der 48. Biennale in Venedig ausgezeichnet wurde. Nach dem 11. September 2001 begann sie sich mit der eindimensionalen Perspektive der westlichen Medien gegenüber der muslimischen Welt auseinanderzusetzen. Wie viele andere Künstler sah sie die Notwendigkeit einer direkteren künstlerischen Sprache.
Ihre bisherigen Arbeiten, die ihre künstlerische Spannung aus den Gegensätzen zwischen Tradition und Moderne, zwischen Erotik und Gewalt bezog, waren eine Mischform, die auch ihre eigene Zerrissenheit zwischen den Welten spiegelte. „Als Künstlerin im Iran ist es ein Tabu politisch zu sein“ sagt Neshat. Ihre Kunst soll politisch, aber nicht didaktisch sein.