Deutschland, deine Künstler: VICCO VON BÜLOW/LORIOT
Deutschland, deine Künstler: VICCO VON BÜLOW/LORIOT
43 min. ARD/ Radio Bremen 2008
Er galt als Feingeist unter den deutschen Humoristen. Als Autor, Regisseur, Schauspieler und Karikaturist war der in diesem 2008 entstanden Film 85-Jährige eine der populärsten deutschen Künstlerpersönlichkeiten. "Versehentlich bin ich nicht zum amerikanischen Präsidenten gewählt worden", sagte Vicco von Bülow bei einem seiner letzten Auftritte anlässlich der Eröffnung einer Ausstellung über sein Lebenswerk. Diese Aussage eines Mannes, dessen Künstlername 'Loriot' im gesamten deutschsprachigen Raum ein Schmunzeln hervorruft, zeigt nicht nur, dass er sich bis ins hohe Alter seine Selbstironie bewahrt hat. Vicco von Bülow, der Mann hinter der Kunstfigur 'Loriot', hielt den deutschen Fernsehzuschauern mit feiner Selbstironie ihre menschliche Unzulänglichkeit vor Augen: die Unfähigkeit, miteinander zu kommunizieren. Er hat das Verhalten von Politikern und anderen Machtmenschen entlarvt und kleinbürgerliche Ordnungsprinzipien ad absurdum geführt. Dies alles auf so geschickte und sensible Art, die ihm nie jemand übelnehmen konnte. Bisher hatte Loriot die eigene Geschichtsschreibung immer selbst in die Hand genommen. Sein berühmt-berüchtigter Perfektionismus beschränkte sich nicht nur auf die eigene Arbeit als Autor und Regisseur, auch seine Darstellung in den Medien hat Loriot selbst inszeniert. Bereits in den 1970er Jahren hat er sich über so genannte "Künstlerporträts" lustig gemacht und einfach selbst einen Film über seinen Alltag als Zeichner gedreht. Abgesehen davon, dass er seit vielen Jahren keine Interviews mehr gab, machte er für diesen Film eine Ausnahme, wollte jedoch kein Kamerateam im Haus haben und bat seinen engsten Freund und Mitarbeiter, den Regisseur Stefan Lukschy, das Gespräch mit der Autorin Claudia Müller aufzuzeichnen. Mit bewegender Offenheit gab er Auskunft über den frühen Tod seiner Mutter sowie über Kindheit und Jugend bei der Großmutter. Zu Wort kommen in diesem Film enge Vertraute: sein langjähriger Redakteur bei Radio Bremen, Jürgen Breest, sein früherer Regieassistent Stefan Lukschy, die Schauspieler Rudolf Kowalski und Heinz Meier sowie Hape Kerkeling. Ergänzt wird der Film durch nie gesendetes Material mit Backstage-Situationen zu seinen Geburtstagssendungen und private Super-8-Filme aus den 70er Jahren, die seinen Alltag im Kreise seiner Familie zeigen, mit zahlreichen Tieren in seinem Haus am Starnberger See. "Was unterscheidet einen Künstler von einem Karikaturisten?", fragte Loriot das Publikum am Ende seiner Eröffnungsrede zur Ausstellung über sein Lebenswerk. Seine Antwort bringt sein Selbstverständnis auf den Punkt: "Der Künstler schneidet sich ein Ohr ab, der Karikaturist nicht"